Ganztag

Seit Mitte der 2000er Jahre werden Angebote der ganztägigen Bildung, Erziehung und Betreuung für Kinder im Grundschulalter massiv ausgebaut. Mit Erfolg: Während im Schuljahr 2005/06 nur 23 % der Grundschulen ganztägig organisiert waren, stieg dieser Anteil bis zum Schuljahr 2020/21 auf über 70%. Ganztagsangebote finden jedoch nicht nur an Grundschulen, sondern auch in Horten und altersgemischten Kindertageseinrichtungen statt. Insgesamt nahmen im Schuljahr 2005/06 knapp ein Fünftel der Grundschülerinnen und -schüler ein Ganztagsangebot an einer Grundschule oder in einer Kindertageseinrichtung in Anspruch, im Schuljahr 2020/21 waren es schon mehr als die Hälfte. Trotz der Ausbaudynamik ist die Nachfrage nach Ganztagsplätzen für Kinder im Grundschulalter vielerorts höher als das Angebot. Ein weiterer Ausbau ist daher notwendig, besonders mit Blick auf den ab dem ab Schuljahr 2026/27 einsetzenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der zunächst für Erstklässlerinnen und Erstklässler gilt und bis zum Schuljahr 2029/30 sukzessive auf die ersten vier Klassenstufen ausgedehnt wird.

Bund: Größere Bedeutung der Schulkindbetreuung in Ostdeutschland

Ganztägige Angebote der Bildung, Erziehung und Betreuung von Schulkindern finden in Deutschland nicht nur in Ganztagsschulen, sondern auch in Kindertageseinrichtungen statt: Im Jahr 2021 betreuten 7% der insgesamt 58.500 Kitas ausschließlich Schulkinder (Horte), 10% der Einrichtungen wurden von Schulkindern und Kinder, die noch nicht zur Schule gingen, besucht. Dabei fällt ein deutlicher Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland ins Auge, der verschiedenen Traditionen und Ausbaustrategien geschuldet ist: Während fast jede dritte Kindertageseinrichtung in Ostdeutschland (28%) Schulkinder betreut, trifft dies nur für 15% der Einrichtungen in Westdeutschland zu. Besonders groß sind die Unterschiede bei den Horten: Ihr Anteil ist im Osten mit 14% fast dreimal so hoch wie im Westen (5%).

Die Länder: Heterogene Ganztagslandschaft

In vier ostdeutschen Flächenländern (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt) betreuen 40% und mehr aller Kindertageseinrichtungen Schulkinder. Im Westen ist dieser Anteil wesentlich geringer. Allerdings zeigen sich hier große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern: In Bayern werden in knapp jeder vierten, in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein in etwa jeder fünften Einrichtung Schulkinder betreut. In Nordrhein-Westfalen, einem Bundesland, das den Fokus auf den Ausbau ganztägiger Angebote an Schulen gesetzt hat, liegt der entsprechende Anteil hingegen bei nur 2,5%.

Bundestrend: Personal arbeitet mehrheitlich in altersgemischten Kindertageseinrichtungen

Bundesweit arbeiteten im Jahr 2021 mehr als 120.500 Personen als pädagogisch und leitendes Personal in Kindertageseinrichtungen mit Schulkindbetreuung. Mit über 90.600 Personen waren drei Viertel des Personals in altersgemischten Tageseinrichtungen, die auch Schulkinder betreuen, tätig, ein Viertel des Personals (29.900 Personen) arbeitete in Horten, die ausschließlich von Schulkindern besucht werden. Das pädagogische Personal an Ganztagsschulen – jenseits der Lehrkräfte – wird bislang in keiner amtlichen Statistik systematisch erfasst. Daher wird hier auf Stichprobendaten des Mikrozensus zurückgegriffen. Grob geschätzt arbeiteten im Jahr 2018 über 51.000 Personen in der Kinderbetreuung und –erziehung an Grundschulen, davon etwa drei Viertel in West- und ein Viertel in Ostdeutschland.

Die Länder

Wesentliche Unterschiede zeigen sich zwischen Ost- und Westdeutschland: Während in Westdeutschland etwa jede fünfte Person (knapp 15.400 von rund 83.100 Personen) in einem Hort tätig war, lag dieser Anteil in Ostdeutschland mit fast 40% doppelt so hoch (rund 14.500 von 37.400 Personen). Besonders hoch war der Anteil des Personals in Horten in Sachsen (47%), Sachsen-Anhalt (41%) und Brandenburg (39%). Besonders gering hingegen in Nordrhein-Westfalen (6%).

Insgesamt macht das Personal in Einrichtungen, die Schulkinder betreuen, aber nur einen vergleichsweise kleinen Teil des Personals in Kindertageseinrichtungen aus: So war 2021 bundesweit 83% des pädagogischen und leitenden Personals in Kindertageseinrichtungen ohne Schulkinder beschäftigt. Allerdings sind hier zwischen den Bundesländern erhebliche Unterschiede zu konstatieren: Besonders hoch war der Anteil des Personals, das in Einrichtungen arbeitet, die Schulkinder betreuen, in den ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (50%), Brandenburg (40%), Sachsen (37%) und Sachsen-Anhalt (34%) (siehe Tab. 6.2).