Kindertagespflege

Im Unterschied zu den Kindertageseinrichtungen mit rund 675.600 pädagogisch Tätigen im Jahr 2020, bildet die Kindertagespflege mit knapp 44.800 Tagespflegepersonen ein sehr kleines Erwerbssegment innerhalb der Kindertagesbetreuung. Seit 2006 hat die Tagespflege jedoch insbesondere für Kinder unter drei Jahren an Bedeutung gewonnen. Deshalb beobachtet das Fachkräftebarometer neben dem Berufsfeld der Kindertageseinrichtungen auch die Entwicklungen in der Tagespflege.

Bundestrend: Anzahl der Kindertagespflegepersonen nimmt wieder zu

Nicht nur in Kindertageseinrichtungen, sondern auch in der Tagespflege wuchs die Anzahl der tätigen Personen im Verlauf der letzten Jahre. Insgesamt sind in dem betrachteten Vergleichszeitraum rund 12.600 Tagesmütter und –väter neu in den Teilarbeitsmarkt eingemündet, dies entspricht einem Anstieg von 41%. Seit 2020 hat die Zahl der Tagespflegepersonen in Zeiten der Corona-Pandemie jedoch deutlich abgenommen und ist um rund 1.760 gesunken (-4%).

Die Länder: Pandemiebedingte Rückgange in fast allen Ländern

Die Entwicklung der Personalzahlen verlief in den Ländern durchaus heterogen: Zwar expandierte das Personal in der Tagespflege zwischen 2006 und 2021 in der Mehrzahl der Länder, dabei zeigten sich vor allem in Nordrhein-Westfalen (+149%) und Niedersachsen  (+135%) starke Anstiege. Gleichzeitig sank die Anzahl der Kindertagespflegepersonen jedoch in sechs Ländern. Besonders deutlich fiel dieser Rückgang in Hamburg aus. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich jedoch fast ausnahmslos ein pandemiebedingter Rückgang bei der Zahl der Tagespflegepersonen.

 

Bundestrend: Gestiegene Anzahl betreuter Kinder pro Tagespflegepersonen

Von 2006 bis 2020 ist die Zahl der betreuten Kinder in Tagespflege von knapp 60.000 auf etwa 174.000 kontinuierlich gewachsen, um im Verlauf des Jahres 2021 erstmalig um rund 4% auf 166.500 betreute Kinder zu sinken. Insgesamt erhöhte sich die durchschnittliche Anzahl der betreuten Kinder pro Tagespflegeperson von 2,0 im Jahr 2006 auf zuletzt 3,9 Kinder.

Die Länder: Betreuungskapazitäten in allen Ländern ausgeweitet

Der Bundestrend spiegelt sich auch auf Ebene der Bundesländer wider: In allen Ländern betreute eine Tagespflegeperson 2021 im Durchschnitt mehr Kinder als 2006. Dennoch unterscheiden sich die Betreuungsrelationen erheblich. So übersteigen die Quoten in Sachsen-Anhalt und Bremen mit 4,6 bzw. 4,5 Kindern pro Tagespflegeperson deutlich den Bundesdurchschnitt. Im Gegensatz dazu betreute in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg eine Tagespflegeperson durchschnittlich 3,3 bzw. 3,5 Kinder.

 

Bundestrend: Mehr Personen mit Grundqualifikation

Mit dem Ausbau der Kindertagespflege ist auch die Qualifizierung der Betreuungspersonen vorangeschritten: Im Jahr 2018 verfügte gut jede zweite Tagespflegeperson (53%) über eine Grundqualifizierung im Umfang von mindestens 160 Stunden. 2006 traf dies nur auf 5% zu. Auch der Anteil derjenigen mit abgeschlossener fachpädagogischer Berufsausbildung (mit und ohne Qualifizierungskurs) hat sich um 2 Prozentpunkte auf 30% im Jahr 2018 leicht erhöht. Dagegen ist der Anteil der Tagespflegepersonen rückläufig, die ohne oder mit sehr geringer formaler Qualifikation in diesem Betreuungssegment tätig sind: 16% des Personals in der Kinderpflege blieb 2018 unterhalb der Mindestvoraussetzungen, 2006 waren es allerdings noch 67%.

Trotz der Fortschritte ist das Qualifikationsniveau in der Kindertagespflege immer noch sehr niedrig – insbesondere im Vergleich zum Kita-Personal, das größtenteils eine dreijährige Fachschulausbildung abgeschlossen hat.

Die Länder: Niedriges Qualifikationsniveau in Bayern, Hamburg und Baden-Württemberg

Das Qualifikationsgefüge in der Kindertagespflege ist in den Ländern sehr heterogen. Die meisten Tagespflegepersonen mit fachpädagogischer Berufsausbildung arbeiteten im Jahr 2018 in Sachsen-Anhalt, Berlin und Hamburg. Wobei Hamburg bei den Betreuungskräften mit geringer Qualifizierung ebenfalls zu den Spitzenreitern zählt – genauso wie Bayern und Baden-Württemberg. Dennoch ist zwischen 2006 und 2018 in allen Ländern ein Trend zur Höherqualifizierung festzustellen. Dabei ist vor allem der Anteil der Personen mit einem Qualifikationskurs im Umfang von 160 Stunden und mehr stark gestiegen: im Saarland etwa von 0% auf 76%, in Niedersachsen von 4% auf 61% und in Bremen von 2% auf 60%.

Bundestrend: Kindertagespflege in anderen Räumen nimmt zu

Die meisten Kindertagespflegepersonen hatten auch im Jahr 2021 ihren Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung. Ihr Anteil hat sich seit 2006 jedoch von 84 auf 66% reduziert. Im gleichen Zeitraum gewann die Kindertagespflege außerhalb der privat genutzten Räumlichkeiten an Bedeutung und stieg von 5 auf 27%. Tagespflegepersonen, die in einem solchen Setting tätig sind, betreuen im Durchschnitt die meisten Kinder.

 

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Weiterführende Daten zu Bund und Ländern

Kindertagespflegepersonen
Tab. 3.8: nach Ort der Betreuung 2006 und 2021 (Anzahl; in %)

 

Bundestrend: Tagesväter sind selten

In der Kindertagespflege arbeiten zumeist Frauen: Rund 96% des Personals in diesem Tätigkeitsfeld waren im Jahr 2021 Tagesmütter. Der Männeranteil (4%) in der Tagespflege unterschreitet damit die entsprechende Quote in Kindertageseinrichtungen um rund 4 Prozentpunkte. Im Vergleich zu 2006 hat sich der Anteil der Tagesväter  um 1,4  Prozentpunkte geringfügig erhöht.

Die Länder: Leichter Männerzuwachs in den Ländern

In den Ländern schwankt der Männeranteil am Personal in der Kindertagespflege 2021 zwischen 2,6 und 7,4% in Bayern und Berlin. Mit der Ausnahme von Sachsen-Anhalt (mit jeweils rund 7%) lag der Männeranteil in der Kindertagespflege in allen Ländern etwas niedriger als in Kindertageseinrichtungen. In der großen Mehrzahl der Länder hat der Anteil der Tagesväter zwischen 2006 und 2021 zugenommen, am stärksten in Hamburg (+8 Prozentpunkte) sowie in Bremen und Hessen (mit je +7 Prozentpunkten).

 

Bundestrend: Hohe Personalgewinne bei älteren Tagespflegepersonen

Im Unterschied zu den Kindertageseinrichtungen setzt die Tätigkeit in der Kindertagespflege keine abgeschlossene Berufsausbildung voraus und der Einstieg in das Feld erfolgt häufig in späteren Lebensjahren. Dementsprechend gering fiel der Anteil der Kindertagespflegepersonen unter 30 Jahren im Jahr 2021 mit 5% aus (Kita: 27%). Auffällig hoch war hingegen der Anteil der Tagesmütter und -väter im Alter von 50 Jahren und mehr an den Erwerbstätigen (Tagespflege: 42%; Kita: 27%). Seit 2006 sind die Personalgewinne in der Kindertagespflege bundesweit fast ausschließlich dieser Altersgruppe zu Gute gekommen.

Die Länder: Teils jede zweite Tagespflegeperson über 50 Jahre alt

Der Bundestrend lässt sich in nahezu allen Ländern beobachten. Zwischen 2006 und 2021 fielen die Anteilszuwächse bei der Gruppe der 50-Jährigen und Älteren in Brandenburg (+32 Prozentpunkte), Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg (je +28 Prozentpunkte) besonders hoch aus. Dennoch bestanden im Jahr 2021 weiterhin deutliche Unterschiede zwischen den Ländern: Während in Berlin zuletzt 59% der Kindertagespflegeperson 50 Jahre und älter waren, lagen die entsprechenden Anteile in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt bei gut einem Drittel (36%).