Kita-Personal

In kaum einem Arbeitsmarktsegment spiegelt sich der soziale Wandel so komprimiert wie in der Frühen Bildung. Die Erwartungen an den Bildungsort Kita sind gestiegen, die Politik fördert Ausbau und Qualität der Einrichtungen. Dadurch erlebt das Berufsfeld Kindertageseinrichtung ein enormes Personalwachstum. Qualifizierte Fachkräfte in ausreichender Zahl und attraktive Arbeitsplätze sind wesentliche Voraussetzungen dafür, die gesetzten Ziele zu erreichen und das Arbeitsfeld künftig zu steuern. Deshalb beobachtet das Fachkräftebarometer Entwicklung und Lage des Kita-Personals. 

Bundestrend: Personalausbau setzt sich weiter fort

Mit bundesweit 818.300 Beschäftigten hat die Zahl der tätigen Personen in Kindertageseinrichtungen im Jahr 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Allein in der wachstumsintensivsten Phase zwischen 2006 und 2021 sind rund 403.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (+97%) neu eingestellt worden. Ein vergleichbarer Beschäftigungszuwachs zeigt sich in diesem Zeitraum auch beim pädagogischen und leitenden Personal (+92%), das mit zuletzt etwa 699.960 den weitaus größten Anteil (86%) am Kita-Personal ausmacht.

Ein wesentlicher Impuls für den Personalausbau kam durch die Erweiterung des Rechtsanspruchs im Jahr 2013. Seitdem haben ein- und zweijährige Kinder das Recht auf einen Betreuungsplatz in Kita oder Tagespflege.

Die Länder: Stärkeres Wachstum im Westen

Aufgrund der ungleichen Ausgangslange in West- und Ostdeutschland ist das Personalwachstum unterschiedlich stark ausgefallen. In den westlichen Ländern sind zwischen 2006 und 2021 rund 330.740 Beschäftigte (+103%) hinzugekommen, die meisten in Bayern (+136%), Hamburg (+120%) und Baden-Württemberg (+116%).

In den östlichen Flächenländern wurde nach der Deutschen Einheit zunächst in großem Umfang Personal abgebaut. Seit 2006 steigen die Beschäftigtenzahlen jedoch wieder. Insbesondere in Berlin und Brandenburg ist die Anzahl der tätigen Personen zwischen 2006 und 2021 um 115 bzw. 86% gestiegen.

 

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Weiterführende Daten zu Bund und Ländern

Tätige Personen in Kindertageseinrichtungen
Tab. 1.1: 1990/91 bis 2021 (Anzahl)
Tab. 1.2: 1990/91 bis 2021 (Veränderung absolut und in %)
Tab. 1.3: 1990/91 bis 2021 (Index)

Pädagogisches und leitendes Personal in Kindertageseinrichtungen
Tab. 1.4: 2006 bis 2021 (Anzahl; Veränderung absolut und in %)

Bundestrend: Zwei Drittel arbeiten bei einem freien Träger

Zwei Drittel des pädagogisch und leitend tätigen Personals in Kindertageseinrichtungen arbeiteten 2021 bei freien Trägern, zu denen neben freigemeinnützigen auch vereinzelt privatgewerbliche Träger zählen. Seit 2007 hat der Anteil der Beschäftigten in Einrichtungen in freier Trägerschaft geringfügig zugenommen. Dennoch ist das Verhältnis zwischen Tätigen bei öffentlichen und freien Trägern bundesweit im Wesentlichen stabil geblieben. Vom starken Personalausbau haben alle Einzelträger profitiert, wenn auch in unterschiedlichem Umfang. Die meisten neuen Arbeitsplätze wurden zwischen 2007 und 2021 von den öffentlichen und den sonstigen freigemeinnützigen Trägern jenseits der Wohlfahrtsverbände geschaffen (+108.150 bzw. +55.190). Letztere hatten – nach der kleinen Gruppe der privatgewerblichen Träger – zugleich den höchsten Zuwachs (+148%).

Die Länder: Wachsende Bedeutung der freien Träger in Ostdeutschland

Auf Landesebene lassen sich deutliche Unterschiede im Trägergefüge erkennen: In Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz hat jeweils rund die Hälfte der pädagogisch und leitend Tätigen einen öffentlichen Arbeitgeber. Hingegen beschäftigen die freien Träger in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin über 80% des Personals. Das Verhältnis zwischen freien und öffentlichen Trägern entspricht in den ostdeutschen Ländern inzwischen weitgehend den westdeutschen Strukturen.

Innerhalb der Länder sind die Personalanteile der einzelnen Trägergruppen ganz unterschiedlich hoch: Im Saarland und in Bayern bilden im Jahr 2021 etwa die katholischen Träger die größte Gruppe, in Schleswig-Holstein und Niedersachsen beschäftigen die evangelischen Träger das meiste Personal. In Hamburg und Berlin sind hingegen die sonstigen gemeinnützigen Träger die größten Arbeitgeber, während in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin der Paritätische den größten Personalanteil hat.

Bundestrend: Stärkeres Wachstum bei anteilig freigestellten Leitungen

Kita-Leitungen übernehmen eine Schlüsselposition für die Qualitätsentwicklung im System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Bundesweit wurden 2021 rund 62.670 Leitungskräfte gezählt. Das sind knapp 25.300 (bzw. +68%) mehr als 2011. Allerdings hat die Anzahl der Leitungen, die sich ausschließlich mit Führungsaufgaben befassen, nur um 40% (bzw. +7.900 neue Leitungen) zugenommen. Die Mehrzahl der Einrichtungsleitungen ist nur anteilig vom Gruppendienst freigestellt: Bei diesen Leitungskräften ist zwischen 2011 und 2020 ein Zuwachs um 100% Prozent zu verzeichnen (bzw. +17.400 Leitungen). Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der vollständig freigestellten Einrichtungsleitungen bundesweit zurückgegangen.

Die Länder: Die meisten vollständig freigestellten Leitungen in Hamburg und im Saarland

Obgleich die Freistellung der Kita-Leitungen im Ländervergleich außerordentlich uneinheitlich gehandhabt wird, spiegelt sich der skizzierte Bundestrend in fast allen Ländern wieder. Die meisten Leitungen waren zuletzt in Hamburg (79%), im Saarland (70%) und in Bremen (67%) für ihre Führungs- und Managementtätigkeit vom Gruppendienst vollständig freigestellt. Demgegenüber ist der Anteil der Leitungskräfte, die in der Kita zusätzliche Aufgaben wahrnehmen, in Bayern (79%) und Baden-Württemberg (73%) am höchsten.

Bundestrend: Trotz starker Personalexpansion stabile Qualifikationsstrukturen

Die Qualifikationsstrukturen in der Frühen Bildung sind seit 2006 im Wesentlichen konstant geblieben: Im Jahr 2021 verfügten 87% des pädagogisch und leitend tätigen Personals über einen einschlägigen Fachschul-, Berufsfachschul- oder Hochschulabschluss (2006: 90%). Nur 5% hatten eine andere Berufsausbildung abgeschlossen. Weitere 7% befanden sich in einer Ausbildung und lediglich 2% waren ohne Berufsabschluss.

Den größten Anteil am Personal hatten mit 68% die an Fachschulen ausgebildeten Beschäftigten, gefolgt von den pädagogisch Tätigen mit Berufsfachschulausbildung (13%). Vergleichsweise klein ist nach wie vor die Gruppe der einschlägig akademisch ausgebildeten Fachkräfte: Mit 6% ist ihr Anteil am pädagogischen und leitenden Personal deutlich niedriger als in allen anderen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe.

Die Länder: Höheres Qualifikationsniveau im Osten

Fachkräfte mit einschlägigem Fachschulabschluss stellen in allen Ländern einen Personalanteil von mindestens 49%. Am höchsten ist er in den östlichen Flächenländern mit 79% bis 87%. Personal mit anderen Berufsabschlüssen, wie eine einschlägige Berufsfachschulausbildung, ist dort kaum zu finden.
Vor allem in Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein liegt der Anteil der Fachkräfte mit Fachschulabschluss unter dem Bundesdurchschnitt. Gleichzeitig sind in diesen Ländern mehr pädagogisch Tätige mit Berufsfachschulabschluss vertreten. Mit 36% ist ihr Anteil in Bayern am höchsten.
Beschäftigte mit einschlägigem Hochschulabschluss arbeiten überdurchschnittlich oft in Sachsen (mit einem Anteil von 11% am pädagogischen und leitendem Personal), Hessen, Thüringen und Hamburg (mit jeweils 9%).

Bundestrend: Etwas mehr Männer im Frauenberufsfeld Kita

Kindertageseinrichtungen zählen mit einer Frauenquote von rund 92% immer noch zu den am stärksten geschlechtsspezifisch segregierten Arbeitsmärkten. Seit 2006 ist das Berufsfeld jedoch für Männer attraktiver geworden. Der überdurchschnittliche Zustrom männlicher Beschäftigter zwischen 2006 und 2021 ging bundesweit mit einer geringfügigen Zunahme des Männeranteils von 3 auf 8% einher. Mit rund 11% lag die Männerquote zuletzt vor allem bei der Gruppe der jüngeren Beschäftigten unter 30 Jahre über dem Durchschnitt.

Die Länder: Die höchsten Männerquoten in den Stadtstaaten

Im Zuge der Personalexpansion ist der Männeranteil zwischen 2006 und 2021 in allen Ländern gestiegen. Die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen waren 2021 die Länder mit den höchsten Männerquoten. Am niedrigsten war der entsprechende Anteil in Bayern. Insgesamt war der Männeranteil in den ostdeutschen Bundesländern 2021 mit 10% höher als in Westdeutschland mit 7%.

 

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Weiterführende Daten zu Bund und Ländern

Personal in der Kindertagesbetreuung nach Geschlecht
Tab. 1.16: nach Tätigkeitsfeldern 2006 und 2020 (Anzahl; in %; Veränderung absolut und in %)

Pädagogisches und leitendes Personal in Kindertageseinrichtungen nach Geschlecht
Tab. 1.17: 2006 bis 2021 (Anzahl; in %; Veränderung absolut und in %)

Bundestrend: Relativ ausgewogene Altersstrukturen im Berufsfeld

Im Bundesdurchschnitt war das Verhältnis zwischen jüngeren und älteren Altersgruppen in Kindertageseinrichtungen im Jahr 2021 relativ ausbalanciert. Es zeigten sich weder – wie noch in den 1970er-Jahren – ein besonderer Schwerpunkt beim jungen Personal unter 30 Jahren (mit einem Anteil von 27%) noch eine Überalterung des Berufsfelds: Knapp drei von zehn Beschäftigten war 50 Jahre und älter (27%). Zur Deckung des hohen Personalbedarfs konnten seit 2006 sowohl überdurchschnittlich viele jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewonnen als auch verstärkt Beschäftigte ab 50 Jahren im Berufsfeld gehalten sowie Wieder- und Quereinstiege eröffnet werden.

Die Länder: Mehr unter 30-Jährige im Westen, mehr über 50-Jährige im Osten

Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt wich die Alterszusammensetzung des Kita-Personals in den Ländern teils deutlich ab. So lagen im Jahr 2021 die Anteile der unter 30-Jährigen in Bayern und Baden-Württemberg bei 31%, in Brandenburg und Sachsen hingegen nur bei 17 und 18%.

Wesentlich größer fielen die Differenzen bei den 50-Jährigen und Älteren aus. Sie stellten in Bayern und Hamburg 23% des Kita-Personals, in Sachsen-Anhalt dagegen 38%. Insgesamt war der Anteil jüngerer Beschäftigter in den ostdeutschen Ländern geringer, während die Quote älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer höher lag als in den westdeutschen Ländern.

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Weiterführende Daten zu Bund und Ländern

Pädagogisches und leitendes Personal in Kindertageseinrichtungen
Tab. 1.21: nach Altersgruppen und Ländern 2006 und 2021 (Anzahl; in %, Veränderung absolut und in %)

Bundestrend: Weitgehend sichere Jobs im Berufsfeld

Bundesweit arbeiteten im Jahr 2021 lediglich 11,7% der pädagogisch und leitend Tätigen in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Ihr Anteil ist seit 2015 (15%) leicht rückläufig.

Die Länder: Mehr befristete Arbeitsverhältnisse im Westen

Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt wich der Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse in den Ländern teils deutlich ab: So schwankte im Jahr 2021 der Anteil der Beschäftigten mit einem befristeten Arbeitsvertrag zwischen 5,7% in Mecklenburg-Vorpommern und 15,7% in Rheinland-Pfalz. Insgesamt war die Befristungsquote in den ostdeutschen Ländern mit 7,7% niedriger als in den westdeutschen Ländern mit 12,7%.

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Weiterführende Daten zu Bund und Ländern

Pädagogisches und leitendes Personal in Kindertageseinrichtungen
Tab. 1.22: nach Befristung der Arbeitsverhältnisse und Ländern 2020 (Anzahl; in %)

Bundestrend: Der überwiegende Anteil der Beschäftigten in der Frühen Bildung arbeitet in Teilzeit

Bundesweit arbeiteten im Jahr 2021 rund 421.800 pädagogisch und leitend Tätige (und damit 60% des Personals) in Teilzeit, d.h. unter 38,5 Stunden pro Woche. Dahingegen hatten lediglich 278.200 (40%) eine volle Stelle. Dieses Verhältnis hat sich zwischen 2007 und 2021 kaum verändert, obgleich im Zuge des Kitaausbaus 336.850 (+93%) neu eingestellt wurden, davon 202.700 (+92,5%) Arbeitskräfte in Teilzeit und 134.160 (+93,2%) in Vollzeit. Insgesamt ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in diesem Zeitraum von 31,3 auf 31,8 Wochenstunden leicht angestiegen.

Die Länder: Mehr Vollzeitbeschäftigte in Westdeutschland

In Westdeutschland arbeiten gegenwärtig etwa 43% der Beschäftigten in der Frühen Bildung in Vollzeit, während der entsprechende Wert in Ostdeutschland bei rund 27% liegt. In Ostdeutschland ist der Großteil der Beschäftigten in vollzeitnahen Beschäftigungsverhältnissen (32 bis unter 38,5 Std.) tätig.

Auch im Ländervergleich zeigen sich Unterschiede im Hinblick auf den Beschäftigungsumfang. So arbeiten in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021 mehr als die Hälfte der pädagogischen und leitenden Mitarbeitenden in einem Vollzeitarbeitsverhältnis (53%), während es in Sachsen nur etwa 17% sind.

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Weiterführende Daten zu Bund und Ländern

Pädagogisches und leitendes Personal in Kindertageseinrichtungen
Tab. 1.23: nach Beschäftigungsumfang 2021 (Anzahl; in%; Veränderung absolut und in %)